Um 16Uhr gehts los mit dem Balance Online Festival oder der WEB Festivaledition, wie es dort heißt. Und zwar hier:
http://balance.ifz.me/webedition2020/
Da das Festival jetzt online stattfindet ist es für alle kostenlos – aber da das Festival wie jedes Festival viel Arbeit war, und die Onlinepräsentation für viele wohl auch Mehrarbeit, freut sich die Balance Crew, wenn man ein Soliticket via Resident Advisor kauft (5€/ 20€). Außerdem kann man limited edition Merchandise von Aleen Solari bestellen, wo 100% der „proceeds“ an SeaWatch und Krev e.V. (IfZ) gehen.
Ab Freitag 22.5., 16Uhr geht dann mein Input „zur Geschichte und Ästhetik von Hardcore Techno“ online. Es war das erste Mal, dass ich einen Vortrag als Video vorproduziert habe. Im Gegensatz zu DJ Sets ist man gewöhnter an Vortragsvideos, allerdings sind ja alle gerade so überfüttert mit Videocontent, dass ich hoffe, das einige Zuschauer und Hörer*innen dabei sind, die noch länger als 20min am Stück zuhören können. Ich habe versucht, es möglichst kurzweilig zu gestalten, mit Video und Audiomaterial, das Youtube hoffentlich nicht blockieren wird. Wer die 70min schafft und dann noch Wissensdurst hat, kann sich noch mit dem 30min Bonus Edit zu Theorien über SoundÄsthetik und KlangAffekte im Hardcore vergnügen.
Das Festivalprogramm 2020 ist gegliedert in die Thementage „RAVE CAPITALISM”, „HARDER, FASTER, FRAGILE” und „FORUM ALLYSHIP”. Wann die Inhalte des Festivals online gehen richtet sich nach dem ursprünglichen Line-Up, was man leider, unpraktischerweise, einem Online-dokument/ Tabelle entnehmen muss.
Oder man wartet jeden Tag einfach bis 22Uhr, wo dann die meisten Beiträge des Tages mittlerweile online gestellt wurden und lässt sich dann von den Inhalten überraschen. Am Freitag ist mein Favorit außer Konkurrenz Dopplereffekt, angekündigt als DJ Set, wird es hoffentlich doch ein Konzert sein oder zumindest eine eine Performanz eigener Tracks. Das lässt sich nicht herausfinden. Einige Beiträge von bekannten Künstler*innen werden nur zeitlich limitiert abrufbar sein.
Hier das Editorial der Balance Crew zum Festivalmotto „TENDER SQUADS“:
Das Balance Club / Culture Festival hätte vom 20.–24. 2020 Mai in Leipziger Clubs und Off-Locations stattgefunden. Das interdisziplinäre Festival wäre mit über 30 Acts, künstlerischen Beiträgen und zahlreichen diskursiven Veranstaltungen ein Ort für gemeinsame Ekstase und Reflexion gewesen. Es hätte einen Raum für Begegnungen ermöglicht, hätte neue Verbindungen geschaffen und bestehende lokale Netzwerke gestärkt.
Die Tage und Abende hätten gehalten, was sie versprochen hätten! Wir hätten uns durch das mehrtägige Programm des Festivals und durch die verschiedenen Formate treiben lassen. Wir wären wissbegierig im Festivalzentrum gestartet, um das Kunst- und Diskursprogramm zu erkunden. Wir hätten bei einem Bier oder einer Limo nach dem Vortrag dessen Inhalte mit unseren Freund*innen weiter diskutiert, in Workshops mutig Dinge ausprobiert, die für uns neu gewesen wären, und von Künstler*innen und ihren Arbeiten Denkanstöße bekommen. (…) In der Woche nach dem Festival hätten wir dieses dann ein bisschen vermisst. Es hätte sich wie ein kleiner Liebeskummer angefühlt. Manche von uns hätten sich Zeit zum Auskatern genommen, andere wären gleich wieder in ihren Alltag gestartet. Nach ein paar Monaten hätten wir dann einen Flyer, ein Foto auf unserem Handy oder unser Festivalbändchen beim Aufräumen unseres Schreibtisches gefunden und uns an diese lauen Frühsommernächte zurück erinnert …
Wie wichtig unser diesjähriges Festivalmotto „TENDER SQUADS“ mit der Covid-19-Krise noch werden würde, war nicht vorherzusehen. Die Frage nach notwendigen Allianzen in der gegenwärtigen spätkapitalistischen Dystopie wurde für uns sowie für unsere eingeladenen Künstler*innen und kooperierenden Veranstaltungsorte essentiell. Das Balance Festival ist ein Community-Event. „TENDER SQUADS“ heißt deshalb natürlich auch, dass wir eine Lösung erarbeiten mussten, um unsere Kulturförderungen zu erhalten und die beteiligten Künstler*innen, Theoretiker*innen und ja, auch uns, weiterhin zu bezahlen. Und auch, wenn das Erlebnis im Club unnachahmbar ist und du dein vormals heiß geliebtes Internet jetzt schon nicht mehr sehen kannst, wird auch unser Festival als Webversion an den Start gehen.
Vom 20.–24.05. gibt es auf unserer Website Dj-Sets, Vorträge, Multimedia-Texte, Workshops, Artist-Talks, künstlerische Fashion-Pieces und audio-visuelle Arbeiten. Zum krönenden Abschluss veröffentlichen wir am Festivalsonntag unseren Balance-Sampler „Various Artists – Tender Squads” und erfüllen uns zugegebenermaßen selbst einen Herzenswunsch.
Alle Beiträge des Festivals „TENDER SQUADS“ verhandeln Fragen danach, in welchen Verbindungen und Allianzen sich emanzipatorische Potentiale entfalten können, welche Allianzen wir eingehen wollen und wo wir auf Differenzen beharren müssen, damit unsere Gegenentwürfe wirksam werden können? Welche Form von (feministischer) Fürsorge und Dialogbereitschaft brauchen wir gerade jetzt füreinander? Gemeinsam mit euch möchten wir, dringender denn je, heraus finden, wie wir strukturelle Ungleichheiten maximal destabilisieren können. Balance bleibt auch im unbegrenzten Web eine Plattform für kritische Diskurse und künstlerische Diversität. Die Web-Edition des Festivals bildet eine digitale Brücke zwischen uns allen ohne Abstandsregeln. Während des Festival freuen wir uns über euer Feedback, eure kritischen Stimmen und die gemeinsamen Diskussionen.
Bildet Banden! Bleibt solidarisch! Leave no one behind!
Eure Balance-Crew
Ich freue mich auf Sarah Farina, die feministische Gesundheitsrecherchegruppe, Anja Kaiser, Futurecore 2000, Authentically Plastic / Nyege Nyege sowie auf Kablam – die aber wohl nur bei dem Sampler dabei ist; und auf vieles, das für mich noch unbekannt ist.
Danke an SHAPE & Balance, especially Ulla und Jani!