Obschon ich nie viel im Internet aktiv war und weiterhin Social Media vermeide, lässt es sich in diesem pandemischen Frühling nicht vermeiden tiefer und häufiger im Netz unterwegs zu sein.
Ein Online Artikel hier und dort ist gute Beschäftigungstherapie, beispielweise zu SoundsQueer? Vienna auf musicaustria.at oder auf skug.at zu Ambivalenzen bei Festivaldiskursen am Beispiel von Vincent Moon . Auch in Zeiten von Corona geht das Alltagsgeschäft prekärer Kulturarbeiter*innen weiter, nur eben noch prekärer.
Auf zu neuen digitalen Ufern ging es im März beim beim Online-Streaming DJ Set im Real White Rabbit, wo nach mir Sirius&Darktunes aufgelegt hat, auch er macht eine Sendung bei Radio Orange. Der Stream ist dann mehrfach abgerissen, vor allem in der ersten – für mich wichtigsten – Stunde und Facebook muted dann alle Titel, die ihnen bekannt sind, wenn man die Aufnahmen vom Stream dann auf Facebook posted. Aber soetwas lernt man dabei, oder behilft sich mit geschriebenen Nachrichten, um irgendwie mit dem Außen zu kommunizieren:
Da Facebook und Instagram fröhlich DJ Sets in ein sinnentleertes Pantomimik Video verwandeln, was eigentlich ihren eigenen Zielen zuwiederläuft, denn eingeschränkte oder beschränkte Konnektivität, gilt es als Netzwerk dringlich zu vermeiden. Daher bin ich froh, dass ich es selber aufgenommen habe und das Ergebnis kann man hier nachhören (zumindest die erste Stunde):
Nachschub ist in Arbeit.
Ich betreue noch eine weitere Sendung für das Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie an der mdw, die auch jeden Monat neu gemacht werden will:
https://cba.fro.at/series/eigenklang
Auch hier bin ich noch auf der Suche nach den optimalen Möglichkeiten für Online-Interviews. Zoom nervt, da die Audioausgabe in M4A erfolgt und es dann erst in wav oder mp3 umgewandelt werden muss, bevor man es bearbeiten kann, was die Soundqualität nochmal unnötig beeinträchtigt. Bei Jitsi ist die Aufnahme nicht vorgesehen und komplizierter, daher vielleicht doch Skype beim nächsten Mal? Oder Mumble, oder oder?
Heute hat mich eine Freundin, Mo Chan, in ihre Sendung eingeladen, mit der sie sich in der Berliner Isolation vergnügt und zwar bei Sphere Radio in Leipzig. Sie hat ein Kapitel aus meinem Buch vorgelesen und danach hat sie mir noch ein paar Fragen gestellt. Bis auf die technischen Probleme – war es sehr nice :) Aber wir sind ja alle noch am Lernen. Mit diesen Problemen kämpfen wohl gerade die meisten von uns, dem Prozess der Wachstumsschmerzen einer Digital Literacy.
Nach Leipzig hätte ich eigentlich bald fahren sollen, nämlich zum Balance Festival vom IfZ an Himmelfahrt. Es soll jetzt online stattfinden, dazu in einem nächsten Post mehr, stay tuned. Das Streaming von DJ Sets ist mir schnell langweilig geworden, auch wenns für einen guten Zweck ist. Aber hier sind #unitedwestream & Co mit den Wochen erfinderischer geworden. Sogar Wien ist mit dabei auf ARTE, beachtlich. Nervig ist der Jingle von ARTE, musikalisch und optisch. Ich bin sowieso noch traumatisiert von der ARTE meets Red Bull Techno Nacht. Aber die letzte Wiener Episode ist sogar passabel, weil mit vielen Konzerten. Konzerte funktionieren für mich deutlich besser online. Peinlich war dabei, dass alle Männer sehr technisch unterwegs waren mit ihren Instrumenten und Equipment. Und egal, was man von der Musik hält – sie konnten mit ihren Fertigkeiten beeindruckten. Dass die Frauen dann dazwischen DJ-Sets als Pausenmusik für die Konzerte der Typen spielen mussten war für die Overall-Wirkmacht fatal. Aber wen wunderts, wenn Wiener Clubbetreiber*innen oder die Club Comission Sexismus immer noch nicht verstanden haben. Dass auch DJ Sets von Männer im Stream langweilen können ist unbenommen, aber Kontext und Kuration sprechen auch eine Sprache. Deutlicher besser war die Mischung bei #26 vom Mensch Meier, wo Pilocka Krach live performte, so wie die Männer auch.
Eine Sache muss grundsätzlich erwähnt werden, nämlich, dass es niemals mehr Kultur für umsonst im Netz gab als jetzt dieser Tage. Dass das nicht gut sein kann, weiss jede/r Kulturarbeiter*in und Künstler*in, denn die meisten verdienen bereits zu wenig. Wohin das führt wird sich zeigen.
Wenn es hier schon länger keine Blogpostings gab, dann hängt das naturgemäß damit zusammen, dass die meisten Festivals zu denen ich forsche oder Events an denen ich teilnehmen sollte, wie anderenorts auch, abgesagt wurden. Statt zu jedem abgesagten Festival einen Eintrag zu machen, was neben der Mühe auch frustrierend wäre, hier stattdessen eine Ansammlung:
Ich habe auch ein Interview mit der Katastrophenfiktionsforscherin Eva Horn gemacht, deren Arbeit ich sehr schätze. Wohl deshalb habe ich mich um Kopf und Kragen geredet und muss alles einem gründlichen Editing unterziehen. Weiters schreibe ich an einem Beitrag für das AUzine zu unserer Veranstaltung Subcultures Under Pr€€$ur€ 2017 im AU. Da es das AU seit 2019 nicht mehr gibt, erscheint nun ein Buch, um das Treiben diverser Wiener Underground Szenen und Events zu dokumentieren.
Und schlussendlich hat die Corona Krise positive Effekte für das Schaffen an meiner Doktorarbeit, es geht voran! Sowie der Frühling auch, was ich positiv bewerte. Trotz all dem Maßnahmen-Wirrar ist der Kontakt zur Natur noch nicht abgebrochen, sondern scheint verstärkt, nicht nur bei mir. Ein notwendiger Ausgleich zum schnöden Streaming-Alltag, der zeigt wie es geht, das Weitergehen, der Flow.