Wir sind von hier.
Türkisch-deutsches Leben 1990
Fotografien von Ergun Çağatay
Eine Sonderausstellung des Ruhr Museums/ Essen – im Museum Europäischer Kulturen/ Staatliche Museen zu Berlin (MEK)
20.10.2022 von 19 – 21 Uhr
Zugang über Lansstraße 8 (Auditorium im UG), 14195 Berlin
Die Veranstaltung ist kostenfrei.
Mehr Infos MEK
20 Minuten Rundgang durch die Ausstellung im Ruhrmuseum via Vimeo
Im Begleitprogramm zur Wander-Ausstellung „Wir sind von hier. Türkisch-deutsches Leben 1990. Fotografien von Ergun Çağatay“ hat das Publikum die Möglichkeit, Künstlerinnen und Künstler aus der dritten Generation Türkeistämmiger kennenzulernen. In einer Reihe biografiebezogener Porträtgespräche mit künstlerischen Präsentationen soll das Thema „60 Jahre deutsch-türkisches Zusammenleben“ mit den Fotografien von Ergun Çağatay verbunden und in die Gegenwart hinein reflektiert werden.
Am 20.10.2022 spreche ich erneut mit dem wunderbaren Tänzer und Choreograph Kadir [amigo] Memiş. Es geht um sein Aufwachsen in der ländlichen Türkei und im Berlin der 1990er Jahre sowie um seine vielschichtigen künstlerischen Arbeiten, die weit über Tanz hinaus gehen. Unser Gespräch begleitet amigo mit Fotos und Videos, er zeigt persönliche Fotografien aus seiner Kindheit in der Türkei und veranschaulicht Stationen seiner Karriere als visueller Künstler, „urbaner Nomade“, Tänzer und Maler in der Berliner Hip Hop Szene. Seine Zeichnungen und Kalligrafien verdeutlichen die Verbindung von Hip Hop und türkischer Folklore in seinem Werk. Abschluss und Höhepunkt des Abends ist eine Tanz- Performance seines Fusion-Tanzstil Zeybreak.
Die Ausstellung
Anlässlich des 60. Jahrestags des Anwerbeabkommens zwischen Bonn und Ankara (1961) zeigte das Ruhr Museum auf Zollverein die umfangreichste Reportage zur türkeistämmigen Einwanderung der ersten und zweiten Generation der sogenannten Gastarbeiter*innen. Erstmalig wurden 120 Bilder des renommierten türkischen Fotografen Ergun Çağatay aus dem Jahr 1990 in teils großformatigen Abzügen präsentiert.
Dem Istanbuler Fotografen Ergun Çağatay (1937–2018) ist damit die umfangreichste Bildreportage zur türkischen Einwanderung in Deutschland zu verdanken. Im Zeitraum März bis Mai 1990 besuchte er auf einer Fünf-Städte-Reise Hamburg, Köln, Werl, Berlin und Duisburg und machte Tausende von Aufnahmen aus Arbeitswelt, Gemeinschafts- und Privatleben der ersten und zweiten Generation der sogenannten „Gastarbeiter*innen“, von denen viele blieben und die deutsche Staatsbürgerschaft annahmen.
20 Minuten Rundgang durch die Ausstellung im Ruhrmuseum via Vimeo
Die ganze Vielfalt der türkisch-deutschen Lebenswelt fächert sich vor unseren Augen auf. Çağatay führt uns hinein in das Alltagsleben türkeistämmiger Frauen und Männer, wir blicken in Wohnzimmer und Moscheen, in Fabriken, in türkische Obst und Lebensmittelgeschäfte, wir besuchen ein Stahlwerk und eine Steinkohlenzeche unter Tage. Die zwischen Mauerfall und deutscher Wiedervereinigung entstandenen Aufnahmen vergegenwärtigen eine Zeit des Umbruchs, in der sich Deutschland in eine multikulturelle Gesellschaft verwandelt. Neben den Fotografien umfasste die Ausstellung acht Video-Interviews mit Zeitzeug*innen sowie eine mediale Installation. Dreißig Jahre nach dem deutsch-türkischen Anwerbeabkommen und dreißig Jahre vor unserer Zeit zieht Ergun Çağatay die Zwischenbilanz einer Migrationsgeschichte, die Deutschland stark veränderte.