Heart of Noise Festival – Innsbruck, Austria 30.5.-2.6.2018: Decocooning Society

Die achte Ausgabe des Heart of Noise Festival möchte dieses Jahr das Cocooning der Gesellschaft durch die Präsentation von Gegenwartsklängen beenden. Ob das klappen wird?? Ich glaube immer weniger daran, dass ein Musik- oder Kunstfestival etwas verändern kann oder wird, das über Networking oder social bonding hinausgeht. Aber ich freu mich trotzdem auf die Musik und das Festival. Hier der inhaltliche Vorschlag der Kuratoren, in ihrem typisch stichwortartigen Kurzstatement:

„Heart of Noise zeigt Musik und Bild, zerbricht das gefällige Mosaik von E und U, beendet Apartheid und Cocooning, zertrümmert den asozialen Tonbau, lädt ein, Tapelooper, HardwareapologetInnen, FuturistInnen, GitarristInnen, MusikmaschinistInnen, ApokalyptikerInnen und PostapokalyptikerInnen, die Musique Deconcrete, Godfathers und Godmothers, Paris, Chicago, Detroit, Belgrad, London, Vancouver, Istanbul, Accra, Berlin und Wien.“

„Decocooning Society macht weiter, macht Gegenwartsklänge hörbar, das pulsierende Kontinuum der Subkulturen, die vergessene Utopie hinter der Endzeit der Demokratien, Räume, Energien, Bewegungen, Ekstasen, Konzentration, Rückzug, Widerstand und Hedonismus. Es wird gerockt, gedröhnt, geravet, gedubbet, besprochen, footgeworked, zerlegt, zerrissen, geschnitten, gekratzt, visionisiert, visualisiert, Hände in die Höh und den Kopf in den Tanz.“ (heartofnoise.at)

Auch das Heart of Noise öffnet sich dem Sponsoring und lässt den Eröffnungsabend von einer Modemarke mitpräsentieren. Das Eröffnungskonzert am 30.5.2018 bietet dementsprechend auch hochkarätiges, was vermutlich einiges kostet, nämlich Arpanet, also den Detroit Electro Produzenten Gerald Donald (Dopplereffekt, Drexciya, Japanese Telecom). Ihm folgen Glenn Underground, Gründer der Strictly Jaz Unit und einem Urgestein des Chicago House sowie  Juan Atkins. Letzterer begann im Detroit der 1980er Jahre mit Cybotron, begründete das Label Metroplex und steht fortan für Detroit Techno. Beim Festival spielt er ausnahmsweise ein Electroset, dass auf die Ursprünge verweist.

Ausserdem wagt sich das Festival nun in Kooperation mit OHNE THEORIE KEINE REVOLUTION in den Diskurs hinein. Am Donnerstag 31.5.2018 startet das Festival um 15Uhr mit einer Diskussionsveranstaltung unter selbigem Titel, welcher auch in Leuchtschrift über dem PMK Bar zu lesen ist.

„Die Veranstaltungsreihe OHNE THEORIE KEINE REVOLUTION stellt pop-relevante Themen in nicht gänzlich ausformulierten aber keineswegs beliebigen Sondierungversuchen aus. Popkultur als reines Aufschreibesystem betrachtet, speichert im Strudel der Geschichte seine Phänomene, Wissensbestände und ritualisierten Praktiken, auf die ein ständiger Zugriff stattfindet, sodass ihre Archivierung -so scheint es -in einer Eliminierung von Zeit und Raum verfließt.“ (heartofnoise.at) Diesmal geht es um Techno. Neben Rrose und Bleed, die aus der Praxis kommen, werden diesmal Jochen Bonz und ich – wir haben an der Universität Innsbruck zusammen gearbeitet und gehörten zu der sehr raren Spezies Popforscher in Innsbruck – neben dem Moderator akademische Erkenntnisse einbringen.

TALK mit Matthias Pasdzierny, Jochen Bonz, Sascha Kösch aka Dj Bleed Rrose aka Seth Horvitz und Bianca Ludewig

Mehr Infos zum Inhalt der Veranstaltung findet sich hier:

https://davidprieth.wordpress.com/2018/05/08/ohne-theorie-keine-revolution-2-techno/

Ab 18:00Uhr geht es mit zwei Ausstellungen in die Pop- und Medienkultur: Tapes, Kassetten und K7

„Die Kassettenkultur ist ein seit den 1970ern bis zum heutigen Zeitpunkt bestehender, äußerst facettenreicher Nischenbereich der Popkultur. Von DJ Mixes bis zu mitgeschnittenen Radiosendungen, von Demokassetten bis zu Kassettenzeitungen – bis zum Zeitpunkt der  Erfindung von CD-ROMs und MP3-Playern war die Kassette fast 30 Jahre Trägermedium Nummer eins, wenn es um D.I.Y. privat produzierte Tonträger ging. In der Kulturbackstube Die Bäckerei finden dazu zwei Ausstellungen statt. Eine behandelt die Kulturgeschichte des Walkmans, eine andere ist die Aufarbeitung der Innsbrucker Kassettenzeitung SFI (1986–91). Weiters gibt es eine begehbare Rauminstallation in Form einer Riesenkassette, in der man, auf einem Laufband rollend, kassettentypische Klangkollagen hört. Weiters gibt es eine Sammel- und Tauschbörse aus 30 Jahren Innsbrucker DJ Mixes, die irgendwann als Kassette erschienen. Zum Heart of Noise führt Kurator Albi Dornauer durch die Ausstellung, dazu gibt es noch ein feines Konzert zum Thema….“ (heartofnoise.at)

Den Abend im Treibhaus bestreiten Kassel Jäger, Marc Baron, Tim Hecker, Errorsmith und Rrose.

Am Freitag kann man wieder auf dem Dach des Adlers Hotel zwei DJ Sets hören, diesmal von DJ Bleed & DJ Katapila. Im Treibhaus geht es dann weiter mit Eki Fil, Tapeloop Orchestra, Valerio Tricoli, Werner Dafeldecker & Pan Daijing, Godflesh und Abdul Mogart. Den Abschluss bildet ein Konzert von Alec Empire mit dem einladenden Titel „The Destroyer“.

Am Samstag den 2.6.2018 freue ich mich vor allem auf den TRAMatic Ride! Die Konzerte der lokalen Artists Maurizio Nardo aka Brttrkllr und der Kitzbühler Musikerin Lissie Rettenwander finden in der Tram/ Straßenbahn statt. Das ist sicher vorher schon hier oder da passiert, aber ich war noch bei keinem. Schon gar nicht in Innbruck und auch für die IVB sicher ein Novum. Leider ist es nicht meine Lieblingstram und -strecke, aber die Stubaitalbahn STB, ist auch nicht zu verachten. 14uhr gehts los. Priority Boarding für Festivalpassbesitzer um 13.40 Uhr. TRAMatic Ride ist auf 100 Personen limitiert. First come – First served!

Im Anschluss spielen Anma, Aaron Stadler und Zenial im Hofgarten Musikpavillon, einer ganz schönen Konzert-Location!! Der Abschlussabend bietet Klein, Kohlberger/ Kutin & Lee Gamble. Aussderdem wird die Heart of Noise Vinyledition #6 präsentiert, die jedesmal einem lokalen Artist gewidmet ist, diesmal  Pulverin.

 

Das letzte Feuerwerk zündet Jlin. Immer ein großes Tanzvergnügen – auch für FootworkskeptikerInnen!!

Die Frauenquote ist leider wie immer hier erbärmlich. Wenn ihr das auch findet, schreibt dem Festival bzw. den Kuratoren doch mal eine Mail oder fb Message! Eine Hand voll ist schon doppelt so viel wie in den ersten Ausgaben, aber das reicht nicht!

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