Balance Club Culture Festival – Tensions
01.-03.11.2024 / Leipzig
BALANCE ist zurück mit seiner sechsten Edition!
Das Balance Club / Culture Festival kommt nach einem Jahr Pause wieder zurück nach Leipzig. Erneut findet das interdisziplinäre Clubkulturfestival in verschiedenen Locations in Leipzig statt und vereint Musik, Diskurs und Kunst. Zum bereits sechsten Mal bringt das Festival eine unvergleichliche Kuration an Internationalität, musikalischer Finesse und Innovation nach Sachsen.
Im Diskursprogramm des Festival werde ich am 2.11. um 14Uhr in der Garage Ost einen Input präsentieren zum Thema
„Rooms for Resistance: Eine (unvollständige) Geschichte der Gegenkultur in der Clubszene“
In dieser Präsentation werden ausgewählte historische Beispiele vorgestellt, in denen emanzipatorische und widerständige Praktiken im Rahmen von Techno Rave und Club Kultur erprobt wurden. Historisch ist die Entstehung von Gegenkulturen Konsequenz und Ausdruck gesellschaftlicher Umbrüche, erstmals im Kontext der US-amerikanischen Protestbewegungen der 1960er Jahre. Die Idee der Kritik, der Ablehnung und das Infragestellen etablierter Werte waren zentral für das Konzept der Gegenkulturen, die oftmals mit Formen der Selbstorganisation und alternativen Strukturen einhergingen. Bereits die Anfänge von Disco und House in den USA waren queer und migrantisch geprägt, Clubs wie The Loft oder Paradise Garage sollten denjenigen ein sicheres Feiern ermöglichen, die sonst diskriminiert wurden. Und auch im Detroit Techno ging es um Utopien jenseits von Rassismen und Diskriminierung.
In der jüngeren Vergangenheit, seit den 1990er Jahren, entstand in England aus dem Aktivismus von Hausbesetzer:innen, Travellern und Sound Systemen das Free Party Movement als Gegenbewegung zum neoliberalen Thatcherismus, das eng mit der Entstehung von Free Tekno und Teknivals verbunden ist, die auch in Deutschland erprobt wurden. Genauso waren Anti-Paraden oder Demo-Raves hierzulande beliebte Formate von Club Szenen, um sich gegen Neoliberalismus, Gentrifizierung, Patriarchat oder rechte Ideologien zu engagierten. Was können wir aus den emanzipatorischen und gegenkulturellen Praktiken der Vergangenheit lernen, um nachhaltige Strategien für die Gegenwart zu entwickeln?
Balance bleibt widerständig
Schon seit Beginn des Festivals steht insbesondere der progressive Kulturansatz im Vordergrund. Das Balance Festival startete 2018 als Plattform für progressive Clubkultur und transformative Politik, um marginalisierte, queere und feministische Stimmen in der Clubkultur zu stärken – insbesondere in Ostdeutschland. Zuletzt fand das interdisziplinäre Clubkulturfestival 2022 mit über 50 internationalen und lokalen Künstler*innen und Speaker*innen aus Musik, Kunst und Diskurs statt. Geprägt war diese Edition von Fragen der postpandemischen Kulturschaffung.
2024 geht das Balance Festival in Zeiten ökonomischer und politischer Spannungen und einer gesellschaftspolitischen Lage, die solche progressiven Ideen zunehmend bedrohen in die Offensive: Das diesjährige Festivalmotto „Tensions“ fragt nach Spannungen – aber auch nach Möglichkeiten des Begegnens und Weitermachens. Balance ist überzeugt: Clubkultur ist oft aus solchen Spannungen entstanden und war schon immer ein Zufluchtsort, ein Ort, an dem wir einer anderen Realität begegnen können, abseits der alltäglichen Dystopien. Als Veranstaltungs-Kollektiv glauben wir, dass es jetzt wichtiger denn je ist, Clubs als Orte der Gegenkultur für queere, feministische, antikapitalistische und dekoloniale Utopien zurückzuerobern, unberührt von der Kommerzialisierung des Nachtlebens. Auch deshalb bleiben die Eintrittspreise niedrig und das Diskursprogramm kostenlos.
Alle Künstler*innen & Programm:
www.balanceclubculture.de